Was ist Xylit?
Xylit ist eine natürlich vorkommende Substanz, die weit verbreitet als Zuckerersatzstoff eingesetzt wird. Xylit findet sich natürlicherweise in Beeren, Pflaumen, Mais, Haferflocken, Pilzen, Salat, Bäumen und anderen Früchten. Kommerziell erzeugtes Xylit stammt meist aus Maisfasern, Birken, Harthölzern oder anderem pflanzlichen Material und wird häufig auch als Birkenzucker bezeichnet. Auch wenn Xylit als Zuckeraustauschstoff schon seit Jahrzehnten bekannt ist, hat in den letzten Jahren seine Popularität drastisch zugenommen. Vor allem sein niedriger glykämischer Index und die zahnfreundlichen Eigenschaften haben Xylit zu einer wachsenden Beliebtheit verholfen.
Wie wird Xylit verwendet?
Xylit ist ein weißes Pulver, das Zucker sehr ähnlich sieht und ähnlich schmeckt. Es wird in Zahnpflegeprodukten, Medikament und Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Die Zahl der Produkten, die Xylit enthalten hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. So findet sich Xylit in zuckerfreien Kaugummis, Süßigkeiten, Minzbonbons, in Backwaren, Puddings, Hustensaft, Vitaminpräparaten, Mundspülungen, Zahnpasta, zuckerfreien homöopathischen Medikamenten und vielem mehr.
Warum nimmt die Beliebtheit von Xylit zu?
Xylit hat eine ähnliche Süßkraft dem üblichem Haushaltszucker, enthält dabei aber Zweidrittel weniger Kalorien. Als Zuckeralternative hat es einen niedrigeren glykämischen Index, damit treibt es den Zuckerspiegel nicht so stark in die Höhe wie gewöhnlicher Zucker. Dieser Umstand mach Xylit besonders bei Diabetikern beliebt.
Im Mundraum kann Xylit Plaque verhindern, wirkt gegen Karies und regt die Speichelproduktion an.
Wie sicher in Xylit?
Für Menschen ist Xylit, bis auf seine leicht abführende Wirkung ungefährlich. Es wird nicht komplett verdaut und kann daher im Darm Wasser an sich binden.
Für Hunde ist Xylit extrem giftig!
Selbst kleinste Mengen an Xylit können beim Hund eine tödliche Unterzuckerung, Krämpfe oder Leberversagen verursachen.
Warum ist Xylit für meinen Hund giftig?
Insulin kontrolliert die Höhe des Blutzuckerspiegels. Beim Hund führt Xylit zu einer massiven Ausschüttung an Insulin. Nach dem Fressen tritt eine lebensbedrohliche Unterzuckerung nach 10-60 Minuten auf. Unbehandelt führt diese meist zum Tod.
Wieviel Xylit ist giftig für Hunde?
Eine Dosis von 100mg (= 0,1g) Xylit pro Kilogram Hund kann eine Unterzuckerung auslösen. Je höher die Dosis ist, desto wahrscheinlicher ist eine Unterzuckerung und ein später folgendes Leberversagen. Bei einem 20kg schweren Hund genügen 2 Stücke Kaugummi um eine schwere Vergiftung zu verursachen, an der der Hund sterben kann. Jede Sorte enthält jedoch unterschiedliche Mengen an Xylit, die toxische Dosis kann daher variieren. Ab 0,5g pro Kilogramm Körpergewicht kommt es zum akuten Leberversagen.
Eine häufige Gabe von geringen Mengen an Xylit (z.B. in Form von zuckerfreien Globuli) kann zu erhöhten Leberwerten führen.
Was soll ich tun, wenn mein Hund Xylit gefressen hat? (Erste Hilfe Tip)
Fragen Sie sofort einen Tierarzt um Rat. Sollten Sie sich auf den Weg zum Tierarzt machen müssen und Sie müssen eine weitere Strecke fahren, dann könnte es auf dem Weg bereits zur Unterzuckerung kommen. Für diesen Fall können Sie Honig mitnehmen. Den Honig können Sie im Bedarfsfall auf die Maulschleimhäute schmieren. So kann Zucker im Kreislauf aufgenommen werden, ohne einem möglicherweise bewusstlosen Tier etwas in das Maul geben zu müssen. In jedem Fall sollten Sie diese Maßnahmen zuvor mit dem Tierarzt abstimmen.
Was sind die Symptome einer Xylit Vergiftung?
Die Anzeichen zeigen sich sehr schnell, typischerweise innerhalb von 15-30 Minuten nach der Aufnahme. Anzeichen einer Unterzuckerung sind:
- Erbrechen
- Schwäche
- Unkoordiniertes Gehen oder schwankendes Stehen
- Fehlende Ansprechbarkeit
- Zittern
- Krämpfe
- Koma
In schweren Fällen oder durch dauerhafte niedrige Dosen von Xylit kann sich ein Leberversagen entwickeln.
Wie wird mein Hund behandelt?
Schnelle und aggressive Behandlung sind lebensrettend! Eine möglichst schnelle Versorgung durch einen Tierarzt ist entscheidend. Vor allem solange noch keine Symptome entstanden sind, kann der Tierarzt noch Maßnahmen zur Entgiftung (z.B. Erbrechen) einleiten. Sobald sich erste Anzeichen einer Vergiftung zeigen, muss der Hund entsprechend stabilisiert werden. Eine Entgiftung macht zu diesem Zeitpunkt meist keinen Sinn mehr. Leider steht zur Behandlung kein spezifisches Gegenmittel zur Verfügung. Wiederholte Zuckermessungen und Blutuntersuchungen werden im Verlauf notwendig sein, da Xylit auch die Blutelektrolyte stark durcheinander bringen kann. Die Leberfunktion muss in den folgenden Tagen besonders kontrolliert werden, da es zur Zerstörung von Lebergewebe kommen kann.
Wird mein Hund eine Vergiftung mit Xylit überleben?
Hunde, die vor Beginn der ersten Symptome behandelt werden, haben eine gute Chance zu überleben. Bei Tieren, die Blutungsstörungen und Leberversagen entwickeln, ist die Prognose schlecht. Sollte das Tier in einen komatösen Zustand fallen, kommen die meisten Behandlungsversuche zu spät. Die aufgenommene Menge an Xylit hat keinen Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit. Einige Hund mit sehr hohen Aufnahmemengen haben überlebt, während andere bereits an einer geringen Dosis verstarben.
Wie schütze ich meinen Hund?
Wenn Sie selber im Haushalt Produkte verwenden, die Xylit enthalten gehen Sie auf Nummer sicher, dass Ihr Hund diese nicht erreichen kann. Geben Sie Ihrem Hund unter keinem Umständen Nahrungsmittel, die Xylit enthalten. Putzen Sie die Zähne Ihres Hundes ausschließlich mit für Hunde bestimmter Zahnpasta, NIEMALS mit einer Zahnpasta für Menschen! Gehen Sie sicher, dass Medikament (z.B. zuckerfreie Homöopathika oder Naturmittel) frei von Xylit sind.
Bisher sind keine weiteren Tierarten bekannt, die ähnlich empfindlich auf Xylit reagieren wie Hunde.
Quellen:
- CliniTox
- Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult Clinical Companion: Small Animal Toxicology, 2nd Edition
- Acute Hepatic Failure in a Dog after Xylitol Ingestion; Renee D. Schmidcorresponding author and Lynn R. Hovda; J Med Toxicol. 2016 Jun; 12(2): 201–205.
- Murphy LA, Coleman AE. Xylitol toxicosis in dogs. Vet Clin North Am Small Anim Pract (2012) 42:307–12.10.1016/j.cvsm.2011.12.003
- DuHadway MR, Sharp CR, Meyers KE, Koenigshof AM. Retrospective evaluation of xylitol ingestion in dogs: 192 cases (2007-2012). J Vet Emerg Crit Care (2015) 25:646–54.10.1111/vec.12350
Autor: Tierärztin A.-M. Hartmann